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AutorenbildAnne Ramming

Schmerzgesicht bei Pferden - so erkennst du Schmerzen im Gesicht deines Pferdes


Zu erkennen, ob ein Pferd unter Schmerzen leidet, kann selbst für erfahrene Pferdebesitzer eine Herausforderung sein. Das Pferd als Flucht- und Beutetier kann es sich nicht leisten, Schmerzen offen zur Schau zu stellen, sondern liefert hingegen häufig nur subtile Signale, die auf einen Schmerzzustand schließen lassen.

Der Ausdruck von Schmerz zeigt sich auf unterschiedliche Weise und ist abhängig von der Art des Schmerzes, des individuellen Empfindens oder der Umgebung.

Grundsätzlich kann man aber sagen, dass jede Art von Schmerz das Verhalten des Pferdes verändert.

 

 

Was bewirken Schmerzen?

Wie beim Menschen auch, hat Schmerz zunächst einmal den Effekt, das betroffene Gewebe nicht oder nur bedingt zu belasten, um die körpereigene Heilung zu fördern.

 

Sichtbare Bewegungseinschränkungen wie starke Entlastungshaltungen sowie Lahmheit oder Muskelzittern sind eindeutige Zeichen für Schmerzen ebenso wie vermehrtes Liegen oder auffallende Körperhaltungen, z. B. die Sägebockstellung bei Hufrehe.

 

Weitere Parameter, die auf Schmerzen hindeuten, sind Verhaltensauffälligkeiten. Häufiges Scharren, starke Unruhe, schnelle Kopfbewegungen, Treten unter den Bauch bei Koliken oder Teilnahmslosigkeit, zum Beispiel auf akustische Reize, sind auffällig und lassen ein Unwohlsein vermuten.

 

Auch Abwehrverhalten oder Aggressivität sind unbedingt ernst zu nehmen. Will sich ein Pferd an bestimmten Stellen nicht berühren lassen oder wird sogar aggressiv, kann das ein Zeichen sein, dass es unter Schmerzen leidet.

 

Daneben gibt es noch die sogenannten vegetativen Symptome, die Aufschluss über den Schmerzzustand eines Pferdes geben können. Schmerz bedeutet immer Stress für das Pferd und das vegetative Nervensystem reagiert mit erhöhter Herzfrequenz bis Herzrasen, gesteigerter Atemfrequenz, starkem Schwitzen oder sogar Fieber.

Weitere Symptome können Appetitlosigkeit oder vermehrte Darmgeräusche sein.

 

Schließlich finden sich im Blutbild meist weitere Anzeichen, die auf einen Schmerzzustand schließen lassen.

 

 

In den meisten Fällen sind die Anzeichen für Schmerzen leider weniger eindeutig und meist subtiler.

Generell gilt für den Pferdebesitzer: Wer einen Verdacht hat, dass sein Pferd unter Schmerzen leidet, sollte dies ernst nehmen und gegebenenfalls einen erfahrenen Tierarzt oder Tierheilpraktiker konsultieren.

 

Je besser der Pferdebesitzer sein Pferd kennt, desto schneller kann er erkennen, ob es seinem vierhufigen Partner gut geht oder nicht. Dazu gehört auch, im Gesicht seines Pferdes zu lesen zu lernen. Denn hier zeigen sich die Schmerzen recht deutlich.




Pferd, das Schmerzen im Gesicht erkennen lässt

 

Das Gesicht des Schmerzes: Aufmerksamkeit für Details

Das Schmerzgesicht bei Pferden kann verschiedene Ausdrucksformen annehmen, aber es gibt bestimmte Merkmale, auf die man achten sollte:



1. Augen: 

Schmerz kann dazu führen, dass ein Pferd seine Augenlider zusammenkneift oder die Augen halb schließt, ohne tatsächlich in einer entspannten Haltung zu dösen oder zu schlafen. Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass das Pferd versucht, Unbehagen zu mildern oder Lichtempfindlichkeit zu reduzieren. Ebenso kann das Gegenteil der Fall sein, nämlich dass das Pferd die Augen weit aufreißt, sodass das Weiße des Augapfels zu sehen ist. Bei schmerzgeplagten Pferden ist der Blick häufig trüb, teilnahmslos, starr ins Leere und nach innen gerichtet.



2. Augenpartie und Oberlider:

Oftmals haben Pferde mit Schmerzen kleine Falten im Bereich der Oberlider, die ein Dreieck bilden. Generell sind diese Falten ein Zeichen für sensible, ängstliche oder unsichere Pferde. Letztendlich sind sie ein Ausdruck von Verspannungen und Stress. In Kombination mit den anderen Symptomen können sie allerdings ein Hinweis auf Schmerzen sein.

 


3. Gruben über den Augen:

Die sogenannten „Hungergruben“ über den Augen können ein weiteres Indiz für Schmerzen sein. Sie sind häufig bei älteren Pferden zu finden und bei Pferden, die wenig trinken oder mit der Ernährung Probleme haben. Da bei schmerzgeplagten Pferden oftmals das Trinken oder Fressen im Hintergrund steht, können sich auch hier die Hungergruben ausbilden.

 


4. Zurückgezogene Ohren:

Während zurückgezogene Ohren auch andere Emotionen wie Ärger oder Angst signalisieren können, können sie auch ein Zeichen für Schmerzen sein, insbesondere wenn sie starr nach hinten seitwärts gerichtet sind. Oft ist bei dieser Ohrstellung ein Desinteresse und eine Teilnahmslosigkeit des Pferdes zu bemerken.

 


5. Verspannte Kiefer- und Gesichtsmuskulatur:

Gerade die Kiefermuskulatur und die Muskulatur um das Kiefergelenk zwischen Augen und Ohren ist bei Schmerzen stark verspannt. Diese Pferde lassen sich ungern zäumen oder verweigern das Gebiss. Es lohnt sich beide Seiten des Kiefers mit den Fingerkuppen mit leichten kreisenden Bewegungen nach Verspannungen abzutasten.

Bei chronischen Schmerzgeschehen kommt es hin und wieder zu einer Verdickung der Schläfenmuskulatur, die wie zwei Stränge von der Stirn bis zu den Augen ziehen. Sie verleihen dem Pferd oft einen zusammengezogenen oder gestrafften Gesichtsausdruck.

 


6. Nüstern:

Die Nüstern sind bei Schmerzen oft leicht erweitert und die Oberlippe macht einen verlängerten Eindruck. Bei starken Schmerzen können die Nüstern weit aufgerissen und die Nasenscheidewand deutlich sichtbar sein. Im Gegensatz zum gesunden Pferd ist die Oberlippe angespannt.

 


7. Maulspalte:

Ein deutliches Zeichen von Schmerzen ist die Maulspalte, die deutlich kürzer wirkt. Dies rührt daher, dass die Kaumuskeln angespannt sind. Das Pferd beißt sich im wahrsten Sinne auf die Zähne. Auch sind Falten an den Lippen möglich.

 


8. Kinnpartie:

Das Kinn ist bei schmerzhaften Zuständen nicht locker, sondern angespannt und fest. Von der Seite betrachtet wirkt es spitz und unnatürlich kegelförmig.

 

 


Schlusswort: Fürsorge und Aufmerksamkeit

Das Schmerzgesicht bei Pferden ist ein wichtiger Indikator für das Wohlbefinden des geliebten Partners. Ein verantwortungsbewusster Pferdebesitzer sollte im Gesicht seines Pferdes lesen und sensibel für die Bedürfnisse seines Tieres, um schnell auf Veränderungen im Verhalten oder Ausdruck reagieren zu können.

Es ist wichtig zu betonen, dass das Schmerzgesicht nur ein Teil eines umfassenderen Bildes ist und nicht isoliert betrachtet werden sollte.

 

 

Pferde leiden still, jedoch nicht so still, als dass ein Mensch es nicht erkennen könnte!

 

 

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