Magengeschwüre sind ein weit verbreitetes Problem bei Pferden, das oft unterschätzt wird. Laut Studien leiden 57 % der Fohlen an Magenproblemen, bei Rennpferden sind es sogar 93 %, und selbst 1/3 der Freizeitpferde ist betroffen. Vielen Pferden ist es nicht anzusehen, dass sie bereits ein Magenproblem haben, sie leiden häufig vor sich hin und erst bei einem manifestierten Magengeschwür sind die Symptome so auffällig, dass der Besitzer erkennt, dass etwas nicht stimmt. Jedoch spielt der Pferdemagen eine entscheidende Rolle für die optimale Funktion des gesamten Verdauungstrakts und sollte daher besonders beachtet werden.

Wie entsteht ein Magengeschwür beim Pferd?
Die Ursachen für Magengeschwüre sind vielfältig und oft das Resultat einer Kombination aus mehreren Faktoren:
Fehlendes oder falsches Fütterungsmanagement: Eine unausgewogene Ernährung mit zu viel Kraftfutter und zu wenig Raufutter führt zu einer Übersäuerung des Magens. Auch eine falsche Futterreihenfolge – Kraftfutter vor Raufutter – kann die Magenschleimhaut belasten. Hektisches Fressen, Unruhe während der Futteraufnahme und fehlende Liegeplätze verstärken das Problem.
Lange Fresspausen: Da Pferde kontinuierliche Fresser sind, ist eine regelmäßige Nahrungsaufnahme notwendig, um die Magensäure durch Speichelproduktion zu neutralisieren. Zu lange Fresspausen führen zu einer verstärkten Säureeinwirkung auf die Magenschleimhaut.
Schimmeliges oder kontaminiertes Futter: Schimmel, Bakterien oder Hefen im Futter können die empfindliche Magenschleimhaut reizen und langfristig schädigen.
Stress als unterschätzter Faktor: Ob durch soziale Konflikte mit Artgenossen, unpassende Haltungsbedingungen oder psychische Belastungen – Stress kann die Magensäureproduktion verstärken und die Entstehung von Magengeschwüren begünstigen.
Schlechte Durchblutung des Magens: Vor allem durch den wiederholten Einsatz von Schmerzmitteln kann die Magendurchblutung beeinträchtigt werden, was die Magenschleimhaut anfälliger für Schäden macht.
Körperliche Schmerzen als versteckte Ursache: Nicht immer liegt die Ursache eines Magengeschwürs im Verdauungstrakt selbst. Chronische Schmerzen, insbesondere im Bewegungsapparat, können ebenfalls zur Entstehung von Magengeschwüren beitragen. Pferde neigen dazu, Schmerzen lange still zu ertragen – sei es durch Hufprobleme, Kissing Spines, Arthrose oder Muskelverspannungen. Diese anhaltende Belastung führt zu einer chronischen Stressreaktion im Körper, die wiederum die Magengesundheit beeinträchtigen kann.
Symptome eines Magengeschwürs
Magengeschwüre äußern sich nicht immer eindeutig, weshalb eine genaue Beobachtung des Pferdes essenziell ist.
Bei Fohlen:
Durchfall oder starkes Kotwasser
Entwicklungsstörungen, struppiges Fell
Milde Koliken, häufiger Bauchschmerz
Starkes Speicheln, Liegen in Rückenlage
Unterbrochenes Saugen, Zähneknirschen
Fieber und Veränderungen im Blutbild
Bei erwachsenen Pferden:
Wiederkehrende milde Koliken
Schlechtes Fressen oder selektives Fressen
Gewichtsverlust, Leistungsminderung
Mundgeruch, Leerkauen, Zähneknirschen
Flehmen, Aufstoßen
Verhaltensänderungen wie Apathie oder Gereiztheit
Steifer Gang, insbesondere in der Hinterhand (besonders im Trab)
Druckempfindlichkeit im Sattelbereich
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten müssen.
Behandlung und ganzheitliche Ansätze
Die Behandlung von Magengeschwüren erfordert eine Kombination aus medikamentöser Therapie, Fütterungsanpassung und Stressmanagement.
Medikamentöse Behandlung
Viele Tierärzte verordnen Protonenpumpenhemmer eingesetzt werden, um die Magensäureproduktion zu reduzieren und die Schleimhautregeneration zu ermöglichen.
Nach dem Absetzen der Medikamente muss allerdings häufig ein Magenschutz über mehrere Monate hinweg gefüttert werden, um Rückfälle zu vermeiden.
Fütterungsstrategien für magenkranke Pferde
Die richtige Fütterung ist der Schlüssel zur Vorbeugung und Behandlung von Magengeschwüren. Folgende Maßnahmen haben sich bewährt:
Ständige Verfügbarkeit von Raufutter: Heu sollte immer zur Verfügung stehen, um eine konstante Einspeichelung zu gewährleisten und die Magensäure zu neutralisieren.
Vermeidung von stärkereichem Getreide: Getreidearten wie Gerste, Mais, Weizen oder Dinkel enthalten hohe Stärkeanteile, die zu einer Übersäuerung des Magens führen können. Hafer ist besser verträglich, sollte jedoch frei von Schimmel und Pilzgiften sein.
Mash und Schleimstoffe: Leinsamen (gekocht oder gequollen) bildet eine schützende Schleimschicht auf der Magenschleimhaut und kann helfen, Reizungen zu lindern.
Keine Silage: Silage enthält von Natur aus Histamin, das die Magenschleimhaut zusätzlich reizen kann.
Zusätze vermeiden: Aromastoffe und Konservierungsmittel belasten den Magen unnötig und sollten vermieden werden.
Kräuter zur Unterstützung: Spezielle Kräutermischungen mit Süßholz und Fenchel können entzündungshemmend wirken und das allgemeine Wohlbefinden fördern.
Alternative Therapieansätze
Neben der klassischen Schulmedizin gibt es verschiedene alternative Ansätze, die sich bei der Behandlung von Magengeschwüren bewährt haben:
Homöopathie: Einzelmittel wie Nux vomica oder Carbo vegetabilis können unterstützend eingesetzt werden.
Akupunktur und Osteopathie: Durch gezielte Behandlung von Verspannungen und Blockaden kann die Stressbelastung gesenkt und der Magen entlastet werden.
Bachblüten: Angst- und Stressreduktion über Bachblüten können zusätzlich helfen
Stressmanagement: Da Stress ein wesentlicher Faktor ist, sollten Maßnahmen getroffen werden, um das Pferd psychisch und physisch zu entlasten.
Fazit
Magengeschwüre sind ein ernstzunehmendes Problem, das viele Pferde betrifft. Eine Kombination aus angepasster Fütterung, Reduktion von Stressfaktoren und gegebenenfalls medikamentöser Behandlung ist entscheidend, um eine nachhaltige Heilung zu ermöglichen. Wer die Ursachen frühzeitig erkennt und handelt, kann seinem Pferd viel Leid ersparen. Hast du Fragen zur Fütterung oder möchtest du wissen, welche Kräutermischung dein Pferd optimal unterstützen kann? Dann kontaktiere mich gerne für eine individuelle Beratung!
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